Kulte & destruktive Gruppen / Aufklärung

– Dieses Bild bezieht sich auf einen Vergleich der englischen Kult-Expertin Dr. Gillie Jenkinson, nach der eine  Asphalt-Maschine bzw. Dampfwalze ihren heißen Asphalt über das ahnungslose Selbst verteilt. –

(Vgl. Jenkinson: An Investigation into Cult Pseudo Personality, https://www.hopevalleycounselling.com/media/files/1491468966usecultpseudopersonality-jenkinson-2008-icsa.pdf)

Kulte & destruktive Gruppen / Aufklärung

Destruktive Dynamiken in Gruppen existieren in der Mitte unserer Gesellschaft. Es ist möglich, diese Dynamiken zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken. Kulte bzw. destruktive Gruppen sind autoritäre Gruppensysteme mit einer ideologischen Grundstruktur, an deren Spitze meist eine so genannte charismatische Führungsperson steht.

Die Gruppen haben viele Gesichter; hier einige plastische Beispiele:

  • Ein Arbeitsverhältnis, bei dem eine Partei die Macht über die anderen hat, so dass eine Mobbing-Spirale entsteht
  • Ein Erfolgs-Coaching oder Yoga-Programm, bei dem die Grenzen der Selbstoptimierung überschritten werden
  • Eine völkische Siedler-Gruppe mit rechtsautoritärem Gedankengut
  • Eine kommunistisch-politische Bewegung mit destruktiven Anteilen
  • Eine pseudo-therapeutische Gemeinschaft
  • Eine neureligiöse Heil-Bewegung mit Guru-Kult
  • Eine Frauen-Gruppe von Missbrauchs-Opfern, die ihre Mitglieder einschüchtert
  • Ein missbräuchliches Beziehungsverhältnis, bei dem eine(r) Macht ausübt und Isolation und Angst erzeugt (Vgl. Dr. Janja Lalich “One-on-One Cult” – “Eins-zu-Eins Kult”)*
  • Ein Land, dessen Präsident(in) zum vermeintlichen Schutz seines Volkes eine Mauer bauen lässt oder Krieg führt zur angeblichen “Sicherung des Friedens”

In der Geschichte wurden einige dieser Gruppen als Sekten bezeichnet – ein Begriff, der auch stigmatisierend wirken kann. Der iuvenes e.V. benutzt den Begriff destruktive Gruppen, um aufzuzeigen, dass es nicht nur um religiöse Gruppen geht, sondern eher um toxische und antidemokratische Dynamiken in Gruppen-Prozessen. Die Kultexpertin Dr. Alexandra Stein bezeichnet Kulte auch als totalitäre Gruppen.

Warum sollte ich mich einer destruktiven autoritären Gruppe anschließen? Mag der eine oder die andere denken. Wenn die Frage so gestellt wird, würde wohl jeder nein sagen. 

Kein Mensch schließt sich bewusst einem Kult an. Diese Gruppen tarnen sich unter dem Deckmantel von „Freiheit“, „Liebe“, „Therapie“ und „Heilung“ – und driften doch ins Destruktive ab. Sie verdrehen den Sinn von Worten wie in George Orwells Dystopie „1984“, worin Menschen im ‚Ministerium für Liebe‘ gefoltert werden und wo unvereinbare Dinge gleichgesetzt werden wie „Freiheit = Sklaverei.“

Aussteiger*innen aus destruktiven Gruppierungen sind Menschen wie du und ich, die sich einer Gruppe angeschlossen haben, von der sie glaubten, dass sie etwas Gutes für die Gesellschaft bewirkt. Sie sind keineswegs nur dumm oder schwach. Möglicherweise ergibt sich daraus der Schluss, dass wir Menschen  leichter zu beeinflussen sind, als viele von uns glauben. Und das ist die Gefahr daran. Mittels manipulativer Techniken (z.B. Tranceinduktion), die bis tief in die Psyche der Opfer hineinwirken, können destruktive Gruppen das Bewusstsein von Menschen so stark kontrollieren, dass sie sich und ihr ganzes Leben verändern. Am Ende wird es Aussteigern schwer gemacht, die Gruppe wieder zu verlassen. 

Das Ziel von Jördis Schön ist es, über die Strukturen von Kulten bzw. destruktiven Gruppen aufzuklären und damit einen präventiven Beitrag zu leisten, damit Menschen lernen, etwas genauer hinzuschauen. Denn erstaunlicherweise ähneln sich destruktiven Gruppierungen in ihren Strukturen. Es gibt viele Gurus da draußen, die von sich behaupten, sie kennen den einzig wahren Weg … 

*Vgl. Lalich, Tobias: Take Back Your Life. Recovering from Cults and Abusive Relationships, Berkeley Bay Tree Publishing 2006, S. 73